„Coburgo!“ – rief Giovanni Zarrella mit einem Lächeln ins Publikum, und die rund 1.600 Fans auf dem Platz der Kulturfabrik Cortendorf jubelten ihm begeistert zu. Beim zweiten Stopp seiner Sommertour verwandelte er das HUK Open Air in Coburg am Donnerstagabend (19.06.25) in ein energiegeladenes, emotionales und überraschend persönliches Konzert voller Italo-Vibes, Anekdoten und ganz viel Nähe.
Bereits mit den ersten Takten seiner neuen Songs war klar: Zarrella braucht keine Anlaufzeit. Vom ersten Moment an war da eine Verbindung – zwischen Bühne und Publikum, zwischen Giovanni und jeder einzelnen Stimme vor ihm. Viele trugen Merch mit seinem Namen oder italienische Farben – die Vorfreude war nicht nur hör-, sondern auch sichtbar.
Der Sänger zeigte sich von Beginn an nahbar. Er stand oft direkt an der Absperrung zur ersten Reihe, ging während eines Songs ins Publikum zur Rollstuhltribüne, verteilte Hände, Küsschen und Worte. Ein kleiner, ungeplanter Moment unterstrich seine Authentizität: Als sein Schuh ihm eine Blase rieb, fragte er spontan im Publikum nach einem Pflaster – und bekam eins.
Musikalisch bot der Abend eine mitreißende Mischung aus neuen Songs, eigenen Hits und Medleys. Ob Italo-Klassiker, Latin-Vibes oder 90er-Jahre-Stimmung – Giovanni traf bei jedem Genre den richtigen Ton. Beim 90er-Medley überließ er sogar seinen Backgroundsängerinnen das Rampenlicht und sprang selbst ausgelassen über die Bühne. Klassiker wie „Caruso“, „Sempre Sempre“ oder „Funiculì, Funiculà“ wurden begeistert mitgesungen, und seine Stimme zeigte sich in Topform: kraftvoll, klar und voller Gefühl.
Zwischen den Songs ließ Giovanni sein Publikum immer wieder in seine Geschichte blicken. Er erzählte von Autofahrten nach Italien mit seinen Eltern, von der Fußball-WM 1990, von seiner Kindheit – und von seinen ersten musikalischen Schritten mit den Instrumentalversionen auf Maxi-CDs im Club. Dazu gab es persönliche Einblicke in sein Familienleben. Dass er dieses Jahr seinen 20-jährigen Hochzeitstag mit Jana Ina feiert, erzählte er ebenso offen wie die Tatsache, dass er früher oft daran gezweifelt hat, gut genug für sie zu sein. Seine Botschaft: Nicht aufgeben.
Ein besonders herzlicher Moment entstand, als er vor der Bühne auf ein brasilianisches Pärchen traf. „Könnt ihr meiner Frau sagen, ich habe nur gute Sachen über Brasilien gesagt?“ witzelte er zum Publikum, nachdem er eine kurze Unterhaltung geführt hatte – “Ich liebe Brasilien!”. Genau wie bei seinen Späßen mit seinem musikalische Direktor Christoph Papendieck, der immer wieder charmant in die Moderation eingebaut wurde.
Auch gesellschaftlich wurde es kurz nachdenklich, als Giovanni über seinen Sohn sprach, der Fußballprofi werden möchte. Statt auf klassische Berufswege zu pochen, ermutigt Zarrella ihn, nah an seinem Traum zu bleiben – auch wenn es vielleicht nicht der direkte Weg wird. Es gehe darum, sich mit Menschen zu umgeben, die einen auffangen, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß.
Dass Giovanni Zarrella für viele selbst so ein Mensch geworden ist, spürte man besonders bei der Zugabe. Die Fans riefen ihn mehrfach zurück auf die Bühne. Er erzählte die Geschichte hinter dem Song „Dammi”, mit dem er 2018 sein Comeback startete – nach 14 Jahren voller Zweifel und Neustarts. „Wenn ihr heute nach Hause geht, kennt ihr zwei neue italienische Wörter: Bella und Amore“, sagte er – und das gesamte Publikum sang die Zeilen lautstark mit.
Zum Schluss wurde es noch einmal leise und intensiv. Er sprach über Robbie Williams, der ihm ein Anker war, schließlich hat der Brite auch mehrere Anläufe gebraucht. „Ich hoffe, euer ‚Angels‘ kommt auch in eurem Leben“, sagte Giovanni. Dann verbeugte er sich, winkte – und blieb noch lange am Bühnenrand stehen.
Ein Abend, der mehr war als ein Konzert. Giovanni Zarrella hat Coburg nicht nur unterhalten, sondern berührt – mit Stimme, Nähe und einer großen Portion echter Menschlichkeit.