Gestern Abend feierte “Hello! Again?” – das Musical mit den Hits von Howard Carpendale seine umjubelte Premiere in der Musikalischen Komödie in Leipzig (wir berichten ausführlich). Danach durften wir die Schlagerlegende zum exklusiven Interview hinter den Kulissen treffen. Dabei verriet er uns offen seine Meinung zu dem Stück und was es ausmacht. Offen sprach Howard zudem über das Standing, das Musicals in Deutschland haben.
Schlagerpuls.com: Howard, ein Musical mit deinen Hits hat heute Premiere gefeiert und du erlebst das ja noch in deiner aktiven Zeit auf der Bühne, während Wolfgang Petry oder Udo Jürgens das nicht mehr erlebt haben, während sie noch selbst gesungen haben. Wie ist das jetzt für dich, auf der Bühne dieses Musical zu sehen?
Howard Carpendale: „Erstmals ist es schön mal Zuschauer zu sein, statt mal den ganzen Tag darüber nachzudenken, wie es heute Abend laufen wird. Also mal keinen Druck und einfach genießen hieß es heute – und ich habe es genossen. Ich finde – erstmal ist das eine große Ehre. Jetzt wird das Publikum entscheiden, ob es ankommt oder nicht. Ich hatte das Gefühl schon, dass es hier ganz gut angekommen ist, und ich wünsche Thomas Hermanns damit sehr viel Erfolg.“
Schlagerpuls.com: Was macht das Stück deiner Meinung nach aus?
Howard Carpendale: „Die Musik ist nicht schlecht (grinst). Nein, es ist eine Geschichte, die viel mehr Tiefe hat als manch andere Musicals, die ich kenne. Vielleicht merkt man die Tiefe erst später, wenn man darüber nachdenkt… aber ich finde gerade die zweite Hälfte, das geht schon auch in die Thematik Homosexualität und es ist schon ein ständiges Problem zwischen den Beziehungen. Ich habe neulich gehört es gibt sowieso viele Probleme in Beziehungen, aber die Männer können nichts dafür (lacht).“
Schlagerpuls.com: Und gerade in der zweiten Hälfte fand ich ‚Alice‘ ganz besonders, den du ja sehr schwungvoll singst. Das ist ein richtiger Partysong, den die Leute immer mitfeiern. Jetzt ist er im Musical als Ballade zu hören – wie hat er dich berührt?
Howard Carpendale: „Ich habe das auch gestern Abend zum ersten Mal gehört – ich wusste gar nicht, dass das so ist. Im Gegenteil! Ich habe fünf Euro verloren, weil Thomas hat mit mir gewettet, das die Leute dabei nicht klatschen würden. Er hat mir nur nicht erzählt, dass das in dieser Form im Stück zu hören ist. Und dann habe ich ihm heute gesagt: ‚Du bist eine linke Bazille.‘ – weil wer würde klatschen bei diesem ganz einsamen, verdünntem Arrangement? Nein, fand ich wunderschön.“
Schlagerpuls.com: Was hat dich noch ganz besonders beeindruckt? Welche Lieder?
Howard Carpendale: „Ich muss ganz ehrlich sagen, die Hits kenne und singe ich schon tausend Mal… also Lieder wie ‚Das Lied das Leben heißt‘ oder ‚Dann geh‘ doch‘ – was ich wunderbar gelungen finde… und die würde ich deswegen auch in meine Show wieder einbauen ist dieser ‚Heute beginnt der Rest Deines Lebens‘. Also da ist jedes Wort in diesem Text wirklich Gold wert.“
Schlagerpuls.com: Warum glaubst du ist das Musical auch für deine Fans bestens geeignet?
Howard Carpendale: „Ich habe keine Ahnung, ob das so ist (grinst). Das werden wir sehen. Ich habe noch keinen gesprochen. Ich bin sehr gespannt, was die dazu sagen, weil die haben am wenigsten so richtig eine Vorstellung gehabt – ‚Was heißt das?‘ Musicals sind in Deutschland nicht so bekannt, wie sie eigentlich sein sollten. Und dabei ist das ein Musical, wo meine Musik da drin ist… aber nicht ich, sowas kennt man hier fast gar nicht.“
Schlagerpuls.com: Da ist so ein Jukebox-Musical mit den bekannten Schlagerhits ja eigentlich ideal, oder?
Howard Carpendale: „Finde ich schon, ja.“
Schlagerpuls.com: Und du hast ja schon mit deiner Orchester-Albumreihe gezeigt gezeigt, dass Musikgenres verschmelzen können.. was ja auch Nana Mouskouri jetzt gemacht hat oder Beatrice kürzlich live. Findest Du, dass die Schubladendenken auch durch solche Jukebox-Musicals ein Stück weit aufgehoben wird? Das passt ja wunderbar zusammen eigentlich – Schlagersongs in einem Musical.
Howard Carpendale: „Ja, aber Thomas Hermanns hat ein wahres Wort neulich gesagt. Man braucht gute Texte und wir leben in einer Zeit, wo Lieder nicht durch die Texte brillieren. Es geht heute wirklich fast nur um Party machen… und Alkohol gehört dazu. Das ist eine Phase, wo ich froh bin, dass ich davon kein großer Teil bin. Das ist auch ein Grund, warum ich gesagt habe, dass das jetzt erstmal mein letztes Album ist. Ich glaube, dass dieses Album ‚Let’s Do It Again!‘ wirklich genau den Nerv trifft, den ich treffen wollte mit meinem letzten Album. Das ist weit entfernt von diese Art von Musik, die wir jetzt in meinem Genre hören. Für mich ist es sehr, sehr wichtig, dass ich zum Schluss ein Album mache mit sehr, sehr, sehr viel schönen Liedern.“
